KRETA
Stolz, Tradition und Leidenschaft
Stolz als Gefühl der Verbundenheit nicht nur innerhalb der Familie, vielmehr noch im Miteinander des Lebensalltages eines ganzen Volkes hat wohl seinen Ursprung im Bewusstsein der eigenen Geschichte. Ich als Deutscher weiß, wovon ich spreche.
Kreta ist speziell. Dies sagen nicht nur die Griechen auf dem Festland, diese Wahrnehmung gelangte bis zu den entfernt lebenden Zyprioten, die mir davon erzählten…
Ich war nie in Spanien oder Frankreich, empfinde jedoch Gemeinsamkeiten zu den stolzen Sarden oder Basken, in deren eigener Geschichte ebenfalls der Widerstand, das sich Widersetzen gegen äußere Einflussnahme durch fremde Mächte die Menschen vereinte.
Heißblütige Leidenschaft im steten Kampf um alles oder nichts spiegeln sich wieder in der Musik und den Tänzen, die jeder Kreter schon als Kind erlernt und erfährt, als wiederkehrendes Ritual. Das Wesen der Seele spiegelt hier die Nähe zum Orient wieder. Es ist jedoch die griechische Wesenheit, welche sich heraushebt aus dem italienischen, makedonischen, osmanischen, bis hin zum Charakter des Nahen Ostens.
Touristische und vor allem wirtschaftliche Infrastrukturen nagen an der natürlichen Wildheit des Eilands und nur dem Mangel an Wasser, besonders an der Südküste ist es zu verdanken, dass größere Baupläne buchstäblich im Sande verlaufen.
Majestetisch wird die Landschaft beherrscht von drei mächtigen Gebirgsmassiven, den Lefka Ori (den weißen Bergen) im Westen, dem Dikti- oder Lasithi-Massiv im Osten und dem Ida- oder Psiloritis-Massiv im Zentrum der Insel gelegen. Alle sind sie weit über 2000 Meter hoch und trennen so den touristisch belebten Norden vom teilweise noch ruhigen Süden.
Olivenhaine, soweit das Auge reicht bedecken die weiten Bergtäler und Ebenen wie Fell. Zwischen April und September fällt selten Regen, abgesehen vom Jahre 2014, als selbst im August Gewittergüsse niedergingen und die hohe Luftfeuchtigkeit die Ernte gefährdete.
Erdrutsche, die viele Straßen und Serpentinen einfach ins Tal hinabriss, schnitten manchen Ort in den hohen Bergen von der Stadtverbindung ab.
Neben der griechischen Laute (griech. Laouto) ist es die kretische Lyra, die ich als Stimme der kretischen Seele empfinde; rauh, tönern und virtuos gespielt in fast jedem Ort der Insel, wo stets zu Festlichkeiten oder familiären Zusammenkünften traditionelle und auch neue Kompositionen erzählen, vom Leid, dem Stolz und der Freude, dem Schicksal Lebendigkeit abgerungen zu haben, dessen Lohn das Geschenk des Lebens ist…