Alkinoos Ioannidis

Was bleibt
und erfüllt
jeden Winkel
der Zeit
und begleitet
ist Musik

ist der Ruf
nach Vernunft
ist der Schrei
in die Welt
nach Leben

Nehmen
und Geben
Bestreben
ist wahrlich
im Leben
die Liebe

Steffen Krahl 2023

Des Lebens Wege führen über Berge, bis hinauf auf schroffe, steile Gipfel, hinab durch tiefe Täler und Schluchten hindurch, über reißende Ströme ebenso, wie auch über den stillen Spiegel eines Sees im ersten oder letzten goldenen Sonnenlicht. 
Der eigene Erkenntnisweg, der geprägt von Fleiß und Hingabe, angetrieben von der Überzeugung, dem inneren Glauben an ein aufrechtes Leben in einer demokratischen, freien Gesellschaft, mit all ihren Unzulänglichkeiten, deren Teil man selbst schließlich geworden ist, hält stets Momente zur Reflektion des Erlebten bereit. 
Künstlerischer Ausdruck wird spirituell, je ernsthafter man sich ihm widmet, bis er schließlich Teil des eigenen Wesens wird. 


Es heißt, die derzeitige gesellschaftliche Transformation sei global und nicht aufzuhalten.  Es geschieht jedoch nicht von unten, in der Mitte der Gesellschaft, sondern wird von außenstehenden, nicht offen sichtbaren, aber spürbaren Kräften forciert und vorangetrieben, auch gegen mögliche Widerstände. 

Als ich Alkinoos Ioannidis zum ersten Mal traf, nach seinem Konzert im Technopolis Theater, in Amoudara, einem Vorort von Heraklion auf der griechischen Insel Kreta, wirkte er frisch, energiegeladen und voller Zuversicht, bezüglich seiner Botschaften, die er als Künstler und Musiker mit seinem Status den Menschen vermitteln wollte. 
Er zeigte sich dankbar offen für ein aufrichtiges ernsthaftes Gespräch. 

Der Lohn für selbstloses Engagement und Hingabe an die eigenen hohen künstlerischen Ansprüche, verbunden mit dem nie endenden Unterwegssein, quer durch Europa, ist oft Einsamkeit. 
Hinzu kommt innere Leere mit der Erkenntnis, nun selbst Teil dessen zu sein, was man einst kritisiert hatte. 

Was bleibt, am Ende von allem, ist die Liebe. Denn alles wird stets in Liebe geboren. Nichts geschieht achtlos oder gar niederträchtig, wenn neues Leben entsteht. Das Leben wurde geschenkt in einem Akt der Liebe aus ihr selbst heraus; mit all den Unzulänglichkeiten, die es mit sich bringt. 
Vielleicht ist das die Essenz vom Sinn des Seins, durch alle Widrigkeiten hindurch selbst zu erwachen und sich der ewigen Wahrheiten zu erinnern. 

Das Kreuzen unserer Wege, von Alkinoos und mir, ist einer dieser erkenntnisreichen Momente, die es immer wieder gibt, wenn man danach sucht. Dazu gehört auch die Begegnung mit seinen ihn begleitenden Musikern. Jeder von ihnen ist großartig in dem, was er tut; Fotis Siotas (Violine), Dimitris Tsekouras (Bass), Manolis Papos, genannt „Papa“ (Bouzouki) und Yiorgos Kaloudis (kretische Lyra, Cello). 
Auch Sokratis Malamas gehört dazu, ebenfalls eine lebende Legende in Griechenland, den ich in Berlin erlebt, jedoch nicht persönlich kennengelernt habe. 


Alkinoos Ioannidis lebt noch inmitten der Gesellschaft, auf Augenhöhe mit jedermann, was ich als außergewöhnlich empfinde. Ist es doch Grundlage für eine offene, gleichberechtigte Gesellschaft, einander zuzuhören, mit gegenseitigem Respekt und dem ernsthaftem Interesse am Anderen, auch und gerade dann, wenn unterschiedliche Perspektiven einander kennenlernen.